16. August 2023

Was mache ich, wenn mein Glasfaseranschluss nicht ins Gebäude kommt?

Wenn Sie sich diese Frage stellen, haben Sie vermutlich noch nicht von einem G.fast Modem gehört. Dieses „spezielle DSL-Modem“ kommt zum Einsatz, wenn man eine hohe Datenübertragungsrate auf einer kurzen Distanz (bis ca. 250 m) von einer Glasfaserleitung zu einem Kundenendgerät benötigt. Es ist eine Alternative zum verbreiteten VDSL-Modem. Ein G.fast Modem kann auch für eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung über 2-Draht verwendet werden - wie es zum Beispiel bei üblichen Telefonleitungen der Fall ist.

Die Datenübertragungsrate auf der „Telefonleitung“ ist deutlich höher als bei üblichen Kommunikationsgeräten (DSL / VDSL Modems). Erreicht wird diese Leistung durch die Supervectoring-Technologie.

 

G.fast vs. Supervectoring schnell und einfach in die Praxis übernehmen 

Je nach regionaler Entwicklung und dem Stand des Breitbandausbaus am Standort bleiben oft nur wenige Möglichkeiten für noch schnellere Bandbreiten. Nur wenige Arbeitsplätze und Wohnungen verfügen über einen direkten Glasfaserzugang (FTT Home, FTT Desk). In vielen Fällen werden vorhandene Kupferleitungen die letzten Meter überbrücken. Dies ist mit aktueller Technik keine Herausforderung mehr. Wir stellen mit G.fast und Supervectoring die aktuellen Übertragungstechniken über Kupferleitungen vor.

 

Vorteile von Supervectoring

Eine Möglichkeit, die Kapazität des Kupferkabels besser zu nutzen, ist die Verwendung von Supervectoring. Dies ist die Weiterentwicklung von Vectoring und kommt auf VDSL2-Leitungen zum Einsatz. Damit werden die maximalen Datenraten im Up- und Downstream erhöht. Beim Vorgänger waren nur bis zu 100 Mbit/s im Download und 40 Mbit/s im Upload möglich, während Supervectoring bis zu 300 Mbit/s im Download und 50 Mbit/s im Upload bietet. Zudem erweitert sich die Bandbreite von 17 auf 35 Megahertz. Die Sendeleistung erhöht sich, da Störsignale bei hohen Frequenzen reduziert oder sogar verhindert werden.

Nachteile von Supervectoring

Durch benachbarte Leitungen im Kabelbündel können physikalische Effekte auftreten, die sich als Störsignale bemerkbar machen. Supervectoring kann diese vorausberechnen und ihnen ein invertierendes Signal hinzufügen, vorausgesetzt das komplette Kabelbündel steht unter der Kontrolle eines Anbieters. Hieraus kann aber schnell ein Nachteil erwachsen, nämlich dann, wenn die Kabelabschnitte zu verschiedenen Betreibern gehören und eine Vorhersage des Störpotenzials bzw. die Möglichkeiten, ein invertierendes Signal zu setzen, nur unzureichend gegeben sind.

Wie wird Supervectoring genutzt?

Supervectoring kommt häufig bei der FTTC-Netzwerkinfrastruktur (Fibre-to-the-Curb) zum Einsatz. Nur die letzte Meile vom Straßenverteiler (MFG) zum Teilnehmeranschluss wird per Kupferdoppelader überbrückt. Die Straßenverteiler sind mit Glasfaser an die weitere Netzwerkinfrastruktur des Anbieters angebunden.

Glasfasergeschwindigkeit trotz Kupferleitung

Eine weitere Möglichkeit, die vorhandenen Kupferleitungen in Deutschland mit schnelleren Datenraten zu nutzen, wäre die Verwendung von G.fast. G.fast ist der Nachfolgestandard von VDSL2 und Supervectoring, da es noch höhere Leistungen bietet und für den FTTB-Einsatz (Fiber-to-the-Building) geeignet ist.

 

Vorteile von G.fast

G.fast kann Datenraten von bis zu 2 Gbit/s erreichen. Dabei werden höhere Frequenzen als bei VDSL2 zur Übertragung größerer Datenmengen genutzt und die Bandbreite kann bis zu 212 Megahertz betragen.

Zur Modulation der Signale kommt Orthogonal Frequency-Division Multiplexing (OFD) zum Einsatz. Zusätzlich sind die Sende- und Empfangsrichtung per Time Division Duplex getrennt. Dadurch kann nur in einem bestimmten Zeitintervall gesendet oder empfangen werden. Durch die Time Division Duplex-Technik ist eine flexiblere Aufteilung des Up- und Downloads möglich, da keine getrennten Frequenzbereiche vorhanden sind.

Nachteile von G.fast

Dennoch werden bei der Verwendung der hohen Frequenzen Störsignale erzeugt, die man nur mit Vectoring reduzieren oder beseitigen kann. Die Störsignale werden – wie beim Supervectoring – durch die Beeinflussung der Adernpaare im Leitungsbündel erzeugt. Mittels Invertierung der Störsignale können diese hohen Datenraten erreicht werden, sind aber stark in Abhängigkeit zur Entfernung begrenzt.

Wie wird G.fast genutzt?

Anders als Supervectoring kommt G.fast bei einer FTTB- oder FTTdp-Netzinfrastruktur (Fiber to the Distribution Point) zum Einsatz. Bei FTTB wird die Glasfaser bis ins Gebäude verlegt und vom Verteilerpunkt im Gebäude mit Kupferdoppeladern und G.fast bis zur Wohnung des Kunden überbrückt.

Bei FTTdp hingegen erfolgt der Übergang von Glasfaser zur Kupferdoppelader am Distribution-Point, der sich zwischen dem Straßenverteiler und dem Gebäude befindet. Bei FTTdp ist der Distribution-Point oft ein spezieller Verteiler in Form eines Microknotens, der näher am Kunden liegt als die klassischen DSL-Verteiler. Dabei erzeugt er die elektrischen Signale, d.h. er ist ein optischer Netzabschluss, der für die Versorgung der Teilnehmer über die verbundenen Kupferdoppeladern zuständig ist.

 

DSL-Standards | Supervecotring

G.fast

Datenrate

300 Mbit/s (0,3 Gbit/s)

2.000 Mbit/s (2 Gbit/s)

Reichweite

300m

250m

Störanfälligkeit

Störsignale werden reduziert > Voraussetzung: komplettes Kabelbündel muss beim selben Anbieter liegen

Störsignale werden erzeugt > kann nur durch Vectoring beseitigt werden

Bandbreite

35 Megahertz

212 Megahertz


Fazit Supervectoring vs. G.fast

Die letzte Meile, auf der in Deutschland häufig noch keine Glasfaser verwendet wird, kann mittels der Technologien Supervectoring und G.fast hochbitratig überbrückt werden. Bei Nutzung der bestehenden Kupferinfrastruktur ist jedoch nur G.fast in der Lage, mit den benötigten Bandbreiten, die die Glasfaser bereitstellt, mitzuhalten. Diese immense Leistung ist nur dadurch möglich, dass auftretende Störsignale erfolgreich kompensiert werden. In diesem Fall spielt das Vectoring bzw. Supervectoring eine wichtige Rolle, diese Störsignale zu reduzieren. Die Vorteile von G.fast werden dann ausgeschöpft, wenn Supervectoring einsetzt wird.

 

Welche Kosten kommen auf mich zu? Was kostet ein G.fast Modem?

Die Preise für ein G.fast Modem variieren je nach Hersteller, Funktionen und Einsatzgebiet. Im Handel sind heute bereits kostengünstige Consumer-Produkte erhältlich. Für den Einsatz eines G.fast Modem im Unternehmen sind die Anforderungen etwas höher angesiedelt. Besonders der Blick auf die Ausfallsicherheit und eine Verwaltung über diverse Remotefunktionen ist hier von Bedeutung.

Gerne ermitteln wir mit Ihnen gemeinsam eine passende Auswahl an Geräten inkl. der ergänzenden Dienstleistung.

 

Ansprechpartner
Sven Husemann
Technischer Kundenberater
+49 6103 834 83 333